Das Deutsche Literaturinstitut Leipzig (DLL) widmet sich seit 1995 der Ausbildung angehender Schriftsteller:innen an der Universität Leipzig. Ein zentrales Ziel der Studiengänge ist die Entwicklung und Reflexion individueller literarischer Projekte und Schreibweisen. Im Bachelorstudiengang gibt es ein breites Angebot in den Bereichen Prosa, Lyrik und Szenisches Schreiben. Der Masterstudiengang legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Romanprojekten. Ein Großteil der Ausbildung findet in Werkstattseminaren statt, in denen die literarischen Arbeiten der Studierenden im Mittelpunkt stehen.

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Außenansicht des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. Quelle: Christiane Grundlach

Geschichte des Deutschen Literaturinstituts

1955

  • Das erste Literaturinstitut in Leipzig wurde 1955 gegründet. 1958 erhielt es Hochschulstatus. Im Jahr darauf wurde ihm der Name des ehemaligen Kulturministers der DDR verliehen, sodass fortan vom „Institut für Literatur ‚Johannes R. Becher’“ die Rede war.
  • In drei Studienrichtungen wurden hier fast 1000 Direkt-, Fern- und Weiterbildungsstudenten ausgebildet. Im Mittelpunkt standen die so genannten „schöpferischen Seminare“ für Lyrik, Prosa und Dramatik.

  • Der Dichter Georg Maurer (1907-1971), der von 1955 bis 1970 das schöpferische Seminar Lyrik leitete, gilt als einer der wichtigsten Lehrer des Johannes R. Becher-Institutes. Nicht nur damalige Absolventen sind der Meinung, er habe einer ganzen Dichtergeneration wichtige Arbeitsimpulse verliehen. Der Lyriker Bernd Jentzsch schrieb 1971 über Maurer: »Ein zigarrenrauchendes Kind von vierundsechzig Jahren, in dem / die auf den Teppich fallende Asche philosophisch-poetische Blitze zündet.«
  • Zu den Student:innen, die sich später als Schriftsteller:innen einen Namen machten, gehören unter anderen: Heinz Czechowski, Kurt Drawert, Adolf Endler, Ralph Giordano, Kerstin Hensel, Sarah Kirsch, Rainer Kirsch, Uwe Kolbe, Angela Krauß, Joachim Kupsch, Katja Lange-Müller, Erich Loest, Dieter Mucke, Andreas Reimann, Ronald M. Schernikau, Gerti Tetzner, Fred Wander.

1990

  • Nach der Wende sollte das Literaturinstitut auf Beschluss des Freistaats Sachsen vom 12. Dezember 1990 aufgelöst werden.
  • Daraufhin gab es Proteste von Student:innen, namhaften Literat:innen und Publizist:innen, unter ihnen Hans Mayer und Walter Jens. Ehemalige Student:innen erinnerten sich der Freiräume, die sie am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ genossen hatten. So bezeichnete der Lyriker Bernd Rump das Literaturinstitut nicht »als Kaderschmiede der SED«, sondern als »Schule der Dissidenten«. Angela Krauß nannte es »einen Ort, an dem man frei reden und schreiben konnte«. 1993 erfolgte die Abwicklung des laufenden Lehrbetriebs

1995

  • Die Landesregierung musste neu über das Fortbestehen dieser »Schreibschule« nachdenken. Das Johannes R. Becher-Institut wurde in der Folge zwar zunächst aufgelöst, aber als zentrale Einrichtung der Universität Leipzig unter dem Namen »Deutsches Literaturinstitut Leipzig« wieder gegründet.
  • Der Lehrbetrieb wurde 1995 wieder aufgenommen.
  • Unter dem Motto »Gottsched plus Beuys« setzte der Gründungsdirektor und Lyriker Bernd Jentzsch auf ein Miteinander von Tradition und Moderne.
  • Bernd Jentzsch blieb Direktor bis 1999. Seither wechseln sich die Professoren des Instituts, Josef Haslinger, Michael Lentz und Hans-Ulrich Treichel, alle zwei Jahre in der Position des Direktors ab.

2005

  • Während der Leipziger Buchmesse feierte das Deutsche Literaturinstitut Leipzig sein10jähriges Jubiläum mit dem „1. Kongress für Literarisches Schreiben“, zu dem sich Lehrende und Lernende von Creative Writing Studiengängen aus ganz Europa und den USA in Leipzig zum Austausch trafen.

2006

  • Im Zuge der Studienreform wurde der frühere künstlerische Diplom-Studiengang Literatur zum Wintersemester 2006 in einen Bachelor-Studiengang (B.A. Literarisches Schreiben) umgewandelt.
  • Seit dem Wintersemester 2009 bietet das DLL außerdem ein zweijähriges Masterstudium in Form einer Romanwerkstatt an.

2013 - 2014

  • Von 2013 bis 2014 erfolgte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig eine erste umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Instituts für Literatur „Johannes R. Becher“ im Rahmen des Forschungsprojekts „Literarische Schreibprozesse im Kontext der institutionellen Hochschulausbildung – dargestellt am Beispiel des Instituts für Literatur „Johannes R. Becher’ Leipzig“.

2015

  • Seit 2015 wird am Deutschen Literaturinstitut Leipzig die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Instituts für Literatur „Johannes R. Becher“ im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts "Das Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ Leipzig (1955-1993). Literarische Schreibprozesse im Spannungsfeld von kulturpolitischer Vereinnahmung, pädagogischem Experimentieren und poetischem Eigensinn." fortgesetzt.

Ehemalige Mitarbeiter:innen

 

  • Thorsten Ahrend
  • Esther Becker
  • Hannes Becker
  • Marcel Beyer
  • Marica Bodrožić
  • Heiner Boehncke 
  • Mirko Bonné
  • Dagmar Borrmann
  • Nora Bossong
  • Bas Böttcher
  • Marion Brasch
  • Michael Braun
  • Jan Peter Bremer
  • Katja Brunner
  • Dr. Stefanie Carp
  • Ann Cotten
  • Gunnar Cynybulk
  • Cathy de Haan
  • Cornelia Debes
  • Daniela Dröscher
  • Carolin Emcke
  • Jenny Erpenbeck
  • Jan Faktor
  • Daniel Falb
  • Gerhard Falkner
  • Yvonne Fiedler
  • Hans-Volkmar Findeisen
  • Julia Franck
  • Werner Fritsch
  • Heike Geißler
  • Franziska Gerstenberg
  • Olga Grjasnowa
  • Petra Gropp
  • Jens Groß
  • Norbert Gstrein
  • Juan S. Guse
  • Anne Habermehl
  • Volker Hage
  • Tanja Handels
  • Ina Hartwig
  • Martina Hefter
  • Christoph Hein 
  • Heike Hennig
  • Martin Hielscher
  • Jürgen Hosemann
  • Matthias Huber
  • Tobias Hülswitt
  • Norbert Hummelt
  • Steffen Jacobs
  • Joachim Kalka
  • You-Il Kang
  • Thomas Kapielski
  • Johannes Kirsten
  • Mely Kiyak
  • Jürgen Krätzer
  • Dagmara Kraus
  • Tilman Krause
  • Michael Krüger
  • Nadja Küchenmeister
  • Jan Kuhlbrodt
  • Benedikt Kuhn
  • Isabelle Lehn
  • Jo Lendle
  • Sibylle Lewitscharoff
  • Peter Licht
  • Gert Loschütz
  • Wolfram Lotz
  • Claudius Lünstedt
  • Jonas Lüscher
  • Sascha Macht
  • Enis Maci
  • Kristoff Magnusson
  • Clemens Meyer
  • Frauke Meyer-Gosau
  • Terézia Mora
  • Herta Müller
  • Matthias Nawrat
  • Norbert Niemann
  • Christoph Nußbaumreder
  • Maxi Obexer
  • Brigitte Oleschinski
  • Michael Opitz
  • Alexander Osang
  • Thomas Palzer
  • Inka Parei
  • Ulrich Peltzer
  • Olaf Petersenn
  • Ulrich Plenzdorf
  • Steffen Popp
  • Regine Porsch
  • Kerstin Preiwuß
  • Arne Rautenberg
  • Bertram Reinecke
  • René Reinhardt
  • Monika Rinck
  • Moritz Rinke
  • Kristo Šagor
  • Sasha Marianna Salzmann
  • Valeri Scherstjanoi
  • Roland Schimmelpfenning
  • Michael Schneider
  • Sabine Scho
  • Julia Schoch
  • Sabina Scholl
  • Matthias Senkel
  • Katharina Schultens
  • Jens Sparschuh
  • Heidi Specker
  • Michael Speier
  • Gehril Steinbuch
  • Anke Stelling
  • Ulf Stolterfoht
  • Antja Rávic Strubel
  • Florian Thalhofer
  • Rosemarie Tietze
  • Asmus Trautsch
  • Ilija Trojanow
  • Deniz Utlu 
  • Senthuran Varatharajah
  • Birgit Venus
  • Simone Von Büren
  • Jan Wagner
  • Charlotte Warsen
  • Mirko Wenig
  • Michael Wildenhain
  • Insa Wilke
  • Uli Winters
  • Uljana Wolf
  • Martina Wunderer
  • Miriam Zeh
  • Prof. Dr. Josef Haslinger, Literarische Ästhetik 1996-2021
  • Bernd Jentzsch, Direktor 1995-1999
  • Prof. Dr. Hans-Ulrich Treichel, Deutsche Literatur 1995-2018
  • Dr. Isabelle Lehn (Forschungsprojekt)
  • Sascha Macht (Forschungsprojekt)
  • Linn Penelope Micklitz (Geschäftsführung)
  • Claudius Nießen (Geschäftsführung)
  • Dr. Katja Stopka (Forschungsprojekt)
  • Dr. Sebastian Weirauch

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